Kunststoffe – wertvoller Werkstoff und Bedrohung

Die Verseuchung der Erde mit Plastik hat unerträgliche Ausmaße erreicht und doch nimmt die Produktion von Kunststoffen weiter zu. Kunststoffe ermöglichen unseren heutigen Lebensstandard in vieler Hinsicht. Weltweit werden gebrauchte Kunststoffe nur selten im Kreislauf geführt, obwohl selbst reiche Länder und gebildete Bevölkerungen über alle Möglichkeiten dazu verfügen. In Entwicklungs- und Schwellenländern ohne oder mit schlechten Abfallmanagementsystemen werden kurzlebige Kunststoffprodukte meistens direkt in die Umwelt entsorgt. Nachhaltig finanzierte Abfallmanagementsysteme sind extrem selten. Die Schaffung von Umweltbewusstsein, die Gestaltung von Systemen mit adäquater Technologie, deren Finanzierung und der nachhaltige Betrieb solcher Systeme stehen in der Liste prioritärer Themen von Kommunen angesichts vielen Anforderungen ganz unten.

Die Lösungen sind bekannt. aber zahlreiche organisatorische Herausforderungen und neue Schnittstellen, müssen beherrscht werden. Erweiterte Produzenten-Verantwortung, Pfandsysteme, Rücknahmeverpflichtungen für die Hersteller und In-Verkehrbringer von Plastik sind zwingende Maßnahme zur Reduzierung des Abfall an der Quelle.

Die Ellen MacArthur Foundation ist bisher die führende Institution zur Circular Economy und bietet eine Fülle von Informationen, Lehrmaterial und Best-Practice Beispielen. Die Alliance to End Plastic Waste, ein Zusammenschluss von international tätigen Unternehmen, wie BASF, Borealis oder TOMRA die im Lebenszyklus von Kunststoffen arbeiten, setzen erste singuläre Projekte, wie das STOP Projekt in Indonesien um. Aber die Nachhaltigkeit ist fraglich. In Deutschland entwickelt die Prevent Waste Alliance erste Initiativen gemeinsam mit Unternehmen und Zivilgesellschaft.  Aber ohne strukturelle Veränderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern und geänderter Haltungen aller Beteiligten – inklusive der Konsumenten – wird die Reduzierung des Abfalls nicht zu erreichen sein. Die Beseitigung der Umweltverschmutzung mit Plastik stellt ein globales Problem dar, dessen Lösung Milliarden Euro kosten wird. Wer zahlt?

Verbrennung von Abfällen – gängige Methode in vielen Entwicklungsländern

Analysen von Abfallströmen, Bewusstseinsbildung bei Bürgern, Unternehmern und Politikern, das Design adäquater Systeme für unterschiedliche Einkommens- und Besiedlungsstrukturen, Ausbildung von Ingenieuren, Technikern, kommunalen Angestellten und Mitarbeitern von gesetzgebenden und regulierenden Institutionen müssen aufgebaut und ausgebaut werden. Lokale und  internationale Unternehmen müssen in die Pflicht genommen werden, durch Gesetze, Regulierung und Strafen bei Nichtbefolgung.

Zunehmend wird auch die Produktverantwortung von Automobilherstellern gefordert, da immer mehr Autos am Ende ihres Dritten Lebens in afrikanischen und anderen Entwicklungsländern landen. Während Metallteile wertvoll sind und oft recycelt werden, bleibt die Frage, was mit der ständig wachsenden Menge an Kunststoffteilen von Personen- und Lastwagen geschehen soll.