Leasing und Sharing: nutzen statt besitzen und verbrauchen

Das weltweite Bevölkerungswachstum und die Notwendigkeit, den Menschen zumindest einen akzeptablen Mindest-Lebensstandard zu ermöglichen, bringt in der linearen Wirtschaft eine erhebliche Zunahme des Ressourcenverbrauches mit sich.

Aber heute ist machbar, was vor 10 Jahren unmöglich war:

Der Aufbau einer Leasing und Sharing Economy als substanzieller Teil einer Circular Economy erfordert Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), die

  • die Lokalisierung der Investitions- und Gebrauchsgüter mit preiswerten Sensoren und Mobilfunksystemen;
  • die Identifikation von Nutzern über Retinascan, Fingerabdruck und Bilder;
  • die Zustandserfassung bis hin zum Remote Management;
  • niedrige Transaktionskosten mit Pay-as-you-go wie M-Pesa.

Die Nutzung von Gütern ohne sie kaufen zu müssen bedeutet höhere Produktivität, Erhaltung der Kreditwürdigkeit, höherer Lebensstandard und auch eine effizientere Nutzung von Ressourcen. Menschen haben damit Zugang zu technischen Ausrüstungen, die ihnen bisher vorenthalten waren.  Lebensstandard und Lebensqualität werden schneller gesteigert, Arbeitsplätze geschaffen, Landflucht und Migrationsdruck gemindert. Güter müssen langlebiger werden, um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern, Ersatzteil-management und Service entstehen und Komponenten und Güter bleiben im Besitz der Leasinggeber.

In Industrieländern verzeichnen Leasing- und Sharing-Konzepte bereits hohe Wachstumsraten, während in Afrika die Wirkungen auf den gesellschaftlichen Fortschritt noch nicht voll erkannt sind. 

Mit Hilfe geeigneter Finanzierungskonzepte kann Unternehmen der Markteintritt erleichtert und Herstellern die Opportunität gegeben werden, schnell eine kritische Anzahl von Gütern in den Markt zu bringen, die den Aufbau von Management-, Wartungs- und Ersatzteilversorgungssystemen wirtschaftlich werden lassen. Hier sind Entwicklungsbanken in enger Kooperation mit den Beratungsinstitutionen der Entwicklungszusammenarbeit gefragt, die erforderliche Expertise zu mobilisieren und einzusetzen. Von der Privatwirtschaft umzusetzende „Circular Economy Fonds“ mit entsprechenden, länderspezifischen Zielsetzungen sind erforderlich, wie z.B. der noch kleine Equity for Africa Fund, der jedoch mit sehr viel mehr technischer Expertise ausgestattet werden muss.

Erforderliche Gesetze und Regulierungen sowie der Aufbau von Institutionen zur Durchsetzung von Recht und Investitionssicherheit sind Aufgaben, bei denen die Governance-Abteilungen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wirksam unterstützen könnten. 

Die Anwendbarkeit neuer ökonomischer Konzepte erstreckt sich auf alle Sektoren der Entwicklungszusammenarbeit. Der Auf- und Ausbau entsprechender Think Tanks sollte daher von der Bundesregierung in Entwicklungs- und Schwellenländern unterstützt werden.