Wohin zielt die Circular Economy?

Das Ziel ist eine moderne Gesellschaft mit hoher und nachhaltiger Lebensqualität für kommenden Generationen und möglichst viele Menschen zu erreichen. Circular Economy folgt unserer Ansicht nach fünf grundsätzlichen Prinzipien, die die Endlichkeit der uns auf der Erde zur Verfügung stehenden Ressourcen berücksichtigen:

Es gibt keinen Abfall, sondern nur Futter, Wert- und Rohstoffe, die wieder eingesetzt werden.

In der Wertschöpfung biologischer Systeme, werden bisherige Abfälle entweder vermieden oder wieder als Futter, bzw. Ausgangsstoffe für neue Produkte eingesetzt. 

In der technischen Wertschöpfung werden Anlagen, Maschinen und deren Komponenten auf möglichst hohem Aggregationsniveau rückgeführt, aufbereitet und wiederverwendet wo immer möglich, womit auch Wertschöpfungsstufen früherer Produktionsprozesse recycliert werden. Energieeinsatz wird so reduziert, Emissionen vermieden und Rohstoffvorkommen geschont.

Circular Economy denkt systemisch und nicht in Einzelprozessen wie die heutige typische lineare Ökonomie.

Am Beispiel der Nutzung erneuerbarer Energiequellen werden die Defizite des Denkens in der linearen Ökonomie schnell deutlich. Erst in jüngster Zeit wird deutlich, dass die Verwertung von ausgedienten Solarzellen, Batterien oder Rotorblättern von Windenergieanlagen nicht in die Konzepte der Nutzung erneuerbarer Energien eingeflossen war. Die Nutzung von Wasser zum Obstanbau, z.B. am Jordan-Fluss, führt zu gravierenden Problemen durch die Verfügbarkeit von Trinkwasser, in der Landwirtschaft und am Totem Meer. Auswirkungen von Entwicklungen und Prozessen auf andere Systeme, ökoeffiziente Betrachtung und Einbeziehung von Nachbarprozessen, die Abprodukte verwerten können sind dagegen unverzichtbare Elemente der Circular Economy.

Nutzung Erneuerbarer Energien und Rohstoffe.

Mit den oben genannten Einschränkungen haben wir in den letzten Jahrzehnten einige Fortschritte in vielen Industrieländern auf dem Weg in die Konversion unserer Energiesysteme erzielt. Wasserstofftechnologien, Power to X -Konzepte, Energiespeicherung, Sektor-Kopplung von Mobilität und Stromversorgung sind aber Herausforderungen, die noch viel zu langsam angegangen werden und erhebliche Investitionen in Forschung, Entwicklung und Kommerzialisierung erfordern.

„Bio-Mimikry“ 

Die Anwendung biologischer Prozesse, Konstruktionsprinzipien ist auf Grund der bisher billigen und hohen Verfügbarkeit fossiler und Ressourcen bis auf Entwicklungen in ökonomischen Nischen noch nicht wirklich in großer Breite in Angriff genommen worden. Riesige Potenziale für neue Unternehmen in Biotech-Bereichen mit reduzierten Energiebedarfen (und Emissionen) für die Produktion neuer Werkstoffe werden die Umstrukturierung ganzer Wirtschaftszweige bedeuten. Photosynthese, genetisch modifizierte Organismen, der Natur abgeschaute Konstruktionsprinzipien und neue, auf biologischen Prinzipien aufgebaute Materialien bieten bisher noch ungeahnte Möglichkeiten, dem Klimawandel entgegenzuwirken und die Menschheit mit Nahrung, Produkten und Dienstleistungen zu versorgen. 

Nur zur Erinnerung: Die Prinzipien einer Circular Economy erfordern jedoch, dass systemisch „kluge“ Lösungen entwickelt werden, die nicht in Sackgassen – wie das derzeit gerühmte Bio-Plastik führen, sondern nachhaltig und damit im Einklang mit der Umwelt und – soweit unter „Realo“-Bedingungen machbar – sozialen Gerechtigkeit stehen.

Diversität bringt und stärkt Resilienz 

Viele Beispiele belegen: Monopole und marktbeherrschende Unternehmen streben Machterhalt an, können extremen politischen Lobbyismus aufbauen und verhindern oftmals Innovation. Die Mechanismen der linearen Ökonomie und der Mangel an systemischen Denken sind häufig Ursache von gravierenden Fehlentwicklungen, wie beim Einsatz von Pestiziden und Insektiziden auf die Biodiversität. Marktbeherrschende Unternehmen oder Oligopole von Unternehmen können Politik mit fatalen Folgen unterlaufen, ohne die Konsequenzen tragen zu müssen. Die Politik gestaltet nicht mehr – sie läuft der technologischen Entwicklung mit weitem Abstand hinterher. Während dessen entsteht Innovation bei Außenseitern, die Diversität repräsentieren – in der Mobilität, der Landwirtschaft und vielen anderen Bereichen.

Wir alle haben die Konsequenzen von Konzentration in der Land- und Tierwirtschaft gesehen, Monokulturen werden anfälliger gegen Pilze, Bakterien und Schädlinge. Sie erfordern einen hohen Einsatz von energie- und ressourcenfressenden Pestiziden, Insektiziden, Dünger und zunehmend auch Bewässerungsanlagen. Oftmals treten die Nebenwirkungen der breiten Anwendung von Chemikalien erst Jahre oder Jahrzehnte später auf, wenn wie heute deutlich wird, dass Biodiversität auf dem Land geringer als in Städten wird und Insekten zu einem großen Teil aus unserer täglichen Umwelt verschwunden sind. Soll die internationale Zusammenarbeit diese Entwicklungen in Entwicklungsländern fördern?

 Dagegen stehen natürliche Anbauverfahren, Kombinationen von Feldfrüchten, landwirtschaftliche Betriebe, in denen eine hohe Diversität von Nahrungsmitteln und anderen landwirtschaftlichen Produkten erzeugt werden.